Dienstag, 29. Januar 2013

Wie prägen uns die Sprachen, die wir sprechen?



Die Idee, dass die Sprache Gedanken beeinflussen kann, taucht zuerst in den 1940er Jahren auf,  und stammt von Benjamin Lee Whorf. Seine Arbeit hat eine gesamte Generation glauben lassen, dass die Muttersprache das menschliche Denken stark eingrenzt.

Diese radikale und kontroverse Schlussfolgerung war der Entstehungsgrund vieler Theorien über den Einfluss der Sprache auf das menschliche Denken, sowie auf deren Gefühle und Kultur. Einige Theoretiker behaupteten, dass die Sprache restriktiv sein kann, weil eben ein fehlendes Wort in irgendeiner Sprache den Sprecher davon abhält, das Gesamtkonzept zu verstehen, während es in einigen Theorien hieß, dass die Verschiedenheit in Sprachen die menschliche Perzeption und Weltanschauung beeinflusst, sodass man zu deren Entschlüsselung Neologismen braucht, weil die Konzepte einfach anders verschlüsselt worden sind.

Diese Theorien haben einen sehr wichtigen Einschlag im Markt der Sprachdienstleistungen ausgeübt. Das Übersetzen und Dolmetschen kann je nach Theorie und Anhaltspunkt immer anders betrachtet werden.
Betrachtet man das ganze aus der Sicht der Theorie der 40er Jahre, wird das Übersetzen plötzlich zu einem kräftezehrenden Unterfangen und wird nahezu immer falsch ausgehen, weil die Konzepte nicht von einer Sprache zur anderen Gereicht werden.
Den modernen Theorien nach helfen Übersetzer eigentlich dabei, das Konzept einer Sprache in einer anderen Sprache verständlich zu machen. Indem sie sich dabei aber auch auf den eigenen kulturellen Hintergrund stützen, tragen sie selbst zur Globalisierung bei.

Die größten Unterschiede zwischen zwei Sprachen sind die Nutzung von Tempora und Genera. Einige Sprachen haben viele Formen für das Präsent, das Präteritum und den Futur, wie z.B. Englisch, während andere Sprachen nur eine Gegenwarts-und Vergangenheitsform aufweisen. Im Deutschen unterscheidet man zum Beispiel zwischen Maskulina und Feminina, während dies im Englischen komplett weggelassen wird, weil das Geschlecht ihnen nach eine Information darstellt, die vollkommen überflüssig ist. Alle sonstigen Objekte, die im Spanischen, Italienischen und Französischen, aber auch im Deutschen und Serbischen entweder maskulin oder feminin wären, werden im Englischen als „it“ bezeichnet.
In diesem Falle setzt es die Ausgangssprache voraus, dass man, je nach Bedürfnis der Zielsprache, mehr oder weniger Informationen über etwas angeben muss. Dies führt dazu, dass der Übersetzer oder Dolmetscher alle Details der Zielsprache beachtet, was ihn wiederum die Kommunikation mit Muttersprachlern einer Zielsprache ermöglicht.

Experimente und Beobachtungen haben gezeigt, dass wenn das Koordinatensystem zweier Sprachen unterschiedlich ist, umso größer  fällt der kulturelle Unterschied aus. Die meisten Sprachen basieren auf egozentrischen Koordinaten und verlassen sich auf geographische Daten bei anderen Unternehmungen. Aber, auch da gibt es wiederum Ausnahmen. Man hat herausgefunden, dass eine Aborigine-Sprache in Australien nur geographische Daten zur Orientierung nutzt. In diesem Falle bedeutet es für Übersetzer, dass sie eine sehr enge Beziehung mit beiden Sprachen haben müssen, wenn sie in diese oder aus dieser Sprache übersetzen. Zum Glück findet man in den meisten Sprachen der Erde keine solch großen Unterschiede, was wir der Tatsache danken können, dass die Weltkulturen seit ihrer Entstehung miteinander kommunizieren und sich gegenseitig beeinflussen.

Wenn die Sprache also die Gedanken und die Gefühle eines Menschen beeinflussen kann, könnte man annehmen, dass sie nicht signifikant genug ist, um die Anstrengungen eines Übersetzers zu untergraben. Dabei spielt dieser Prozess in der Arbeit von professionellen Übersetzern eine sehr große Rolle, da ihre Kultur-und Sprachkenntnisse, sowie ihre Perzeption der fremden Sprache für die Adaptation der Ausgangssprache in die Zielsprache entscheidend sind. Nicht zuletzt kann alleine die Perzeption dafür entscheidend sein, ob der Text in der fremden Kultur der Zielsprache ankommen wird, oder nicht.